43. Ein Leben jenseits der Erwartungen

Das Gras auf unserer Seite von Stefanie de Velasco

Dieses Buch ist irgendwie außerhalb meiner Vorstellungen. Es geht um eine Gruppe von Frauen, Freundinnen, die keine Kinder haben. Sie sind fast 40 Jahre alt.

Ich verstehe, warum dieser Teil der Gesellschaft – kinderlose Frauen – interessant sein kann, sodass man Bücher darüber schreiben kann, aber ich denke nicht, dass eine Frau Kinder haben muss, um ihre Existenz zu rechtfertigen.

Ich verstehe auch, dass für sehr viele Personen eine Frau Kinder haben muss, ansonsten ist sie keine richtige Frau. Solche Bücher wollen nur darüber informieren, dass es eine Alternative gibt – und es ist eine sehr gute Alternative.


Was ich nicht mag oder akzeptiere, ist die Notwendigkeit, sich zu rechtfertigen.
Dieses Buch macht das nicht, nein. Ich denke, die Story macht das Gegenteil – sie normalisiert ein solches, kinderfreies Leben.

Ich erinnere mich an meine Kindheit: Meine Großmutter hatte eine Schwester, und sie wohnte alleine, hatte auch keine Kinder. Ich erinnere mich, wie die Familie über sie sprach, als ob sie verflucht wäre.
Ich weiß nicht viel über sie, ich habe sie nicht sehr oft gesehen, aber wie gesagt, ich erinnere mich an das Vorurteil, mit dem über sie gesprochen wurde. Es war irgendwie schwer, als ob sie eine Schande wäre.
Ich muss jetzt lachen, weil ich schon als Mädchen wusste, dass ich keine Kinder haben würde, dass so ein Leben nicht für mich ist. Und wahrscheinlich fühlte ich mich irgendwie mit dieser Verwandten verbunden.

Ich erinnere mich auch, dass sie eine eigenartige Weise zu laufen hatte – ein bisschen nach vorne gebeugt. Damals dachte ich, dass sie sich schämt. Aber jetzt denke ich, dass sie all die Vorurteile auf ihrem Rücken trug. Wie ein Kreuz.

Frauen tun das sehr oft – sie tragen die Kreuze stumm.

Die Freundinnen in diesem Buch zeigen uns, dass ein Leben ohne Kinder wunderschön sein kann. Man muss nur das Kreuz beiseitelegen.

Ich verstand nur den Teil nicht, wo eine dieser Freundinnen in einem Garten lebte und Lebensmittel aß, die man im Müll finden kann. Also, das Essen ist immer noch essbar, aber die Lebensmittelketten werfen es weg.
Es war irgendwie zu weit weg von meiner Vorstellung eines wünschenswerten Lebens – Essen aus dem Müll zu holen und es zu essen. Aber das ist nur mein Vorurteil. Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft, damit ich nichts aus dem Müll essen und nicht auf der Straße schlafen muss.
Es ist kompliziert, so etwas zu ändern. Es ist viel komplizierter, kinderlose Frauen als vollwertige Personen zu sehen.

Umso wichtiger ist dieses Buch.